Es wird wie "im richtigen Leben"...
Wenn´s eng wird gibt´s Verteilungsk(r)ämpfe.
Nach der Vorstellung der Thematik - ständig knapper werdene Ressourcen
(sprich: Transportkapazitäten) bei ständig wachsender Belastung (WWW, Video,
Audio, Live-Konferenzen) und der Beschreibung eines Feldversuches der
Universität Berkley (USA) zur Pricing Policy im Internet entbrannte sehr
schnell eine Diskussion um die Legitimität von Bandbreitenkontrollen.
Verschiedene Strategien, den TeilnehmerInnen / AnbieterInnen und deren
Angeboten gerecht zu werden, werden untersucht. Bedenkt man, daß ein MB
Daten entweder um die 700 Seiten (Mail-)Text oder im anderen Extremfall
ganze drei Sekunden Videofilm bietet, wird die Problematik gerader
"junger" Netzdienste wie Internet-Telefonie oder Video-Konferenzen
deutlich.
Der Feldversuch testet nach Rupps Angaben, ob z.B. über mehrere
Zugangsgeschwindigkeiten (wählbar durch den/die BenutzerIn) oder eine Art
"Auktionsheader" (IP-Pakete erhalten Prioritätsstufen je nachdem,
wieviel Geld der Versender zu zahlen bereit ist) zu einer gleichmäßigen
Auslastung der Kapazitäten führen können.
Unbestritten steht das "Netz der Netze" vor gewaltigen Problemen:
Seit der Öffnung für kommerzielle Anbieter wächst die bewegte Datenmenge
exponentiell, ohne daß ein paralleles Mitwachsen der Netzstruktur zu
erwarten ist. Ressourcennutzung, Allokationsmechanismen und
verteilungspolitische Fragen müssen geklärt werden, um nicht-kommerziellen
TeilnehmerInnen eine Teilhabe am Medium zu gewährleisten.
Kritiker bemängelten, daß die ganze Diskussion erst deswegen begonnen hat,
weil kommerzielle Anbieter einen Stau auf der Datenautobahn erzeugt haben,
den sie nun vergolden wollen.
Unabhängig vom Inhalt der Datenpakete werde über verschiedene Designs (via
Zugangsgeschwindigkeit, Zugangswartezeiten bzw. Prioritätsservice) eine
Kommerzialisierung des Netzes betrieben, die Qualität NUR über Quantität zu
definieren versuche. Einige Teilnehmer kritisierten die Veranstaltung an
sich, die lediglich der Etablierung neo-liberaler Gedankenmodelle diene.
Dies sei ein sicherer Weg in die Zwei-Klassen-Informationsgesellschaft.
Für die Vorstellung und Diskussion von Alternativen zu den vorgestellten
Modellen kam es aus zeitlichen Gründen leider nicht.
Literatur:
Deering, Stephen; Hinden, Robert (Hrsg.) (1995): Internet Protocol,
Version 6 Specification. RFC 1883, Xerox Palo Alto Research Center,
Dezember 1995
Varaiya/ Varian/ Edell/ Chand/ Rupp: INDEX -
The INternet Demand EXperiment.
Rupp, Björn (1996): Ein Preissystem für das Internet. WIK-Beitrag 164,
Bad Honnef: Wissenschaftliches Institut für Kommunikationsdienste
Shenker, Scott (1995): Service Models and Pricing Policies for an
Integrated Services Internet. In: Kahin, Brian; Keller, James (Hrsg.):
Public Access to the Internet. Cambridge, MA: MIT Press, 1995
Shenker, Scott; Clark, David; Estrin, Deborah; Herzog, Shai (1996):
Pricing in Computer Networks: Reshaping the Research Agenda. In:
Telecommunications Policy, vol. 20 (3), pp. 183-202
Zhang, Lixia; Deering, Stephen; Estrin, Deborah; Shenker, Scott; Zappala,
Daniel (1993): RSVP: A New Resource ReServation Protocol. In: IEEE Network
Magazine, vol. 7, pp. 8-18
Alfons Deitermann
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