Das Musikformat des Internet ist MP3. Durch MPEG-Kompression werden Soundfiles so komprimiert, dass man sie vom Internet herunterladen kann. Ersetze MP3 durch MPEG2 und du weisst, was mit Film passiert, wenn die Bandbreite fuer alle da ist.
Um das freie Kopieren von Videos zu verhindern, sind die MPEG2 Files auf DVDs verschluesselt. Das Verfahren heisst CSS (Content Scrambling System). Um DVDs zeitversetzt auf verschiedenen Märkten verkaufen zu koennen (zuerst in den USA, spaeter im Rest der Welt), wurden ausserdem Laendercodes eingefuehrt.
Die Industrie stellt sich das so vor: Nur eine DVD, die ich in Deutschland gekauft habe, laeuft auf dem DVD Player, den ich in Deutschland gekauft habe. Wenn ich mir eine DVD von einem Freund in USA zuschicken lasse, muss ich mir zumindest einen amerikanischen DVD Player ins Wohnzimmer stellen.
Durch Reverse Engineering wurden beide Probleme geloest: Seit etwa 4 Wochen gibt es eine Software namens DVD Ripper (oder DeCSS), mit der man MPEG2 Filme aus DVDs herausloesen und auf Festplatte speichern kann.
Ist das MPEG2 File erstmal auf Platte, moechte man es mit anderen Usern teilen. Eine Moeglichkeit ist, es einfach auf seine Website zu packen und den Link im Internet bekanntzugeben. Das Problem: zu viele User wuerden es downloaden - der Traffic, den sie verursachen wuerden, waere unbezahlbar.
Vernuenftiger waere es, dass sich User, die den Film sehen wollen, zu einer bestimmten Zeit verabreden und sich den MPEG2 Stream des Films teilen. Dann wuerde der Film nur einmal heruntergeladen, aber alle koennten ihn sehen und gegebenenfalls aufzeichnen.
Bereits vor Jahren wurde genau fuer diesen Fall das Internet Multicast Protocol definiert. - MBone erklaeren.
Das groesste Problem der Filmindustrie ist, dass Menschen die Filme sehen wollen, die sie bezahlen. Aber: niemand kann technisch verhindern, dass ein Mensch einen Film aufzeichnet, wenn er ihn sich anschaut. Entweder er filmt den Film vom Bildschirm ab, oder er besitzt geeignete Hardware, um Kopien anzufertigen. Diese Tatsache alleine konnte die Filmindustrie bisher verkraften.
Was der Filmindustrie Probleme bereitet ist die Tatsache, dass digitale Filme verlustfrei kopiert werden koennen. Digitaler Film unterscheidet sich nicht von Software. Mithin hat Digitaler-Film-Software sogar den Vorteil, dass er auf allen Betriebssystemen (PC, Consumer DVD Player) abgespielt werden kann und auf allen Datentraegern oder Netzen gehandelt werden kann.
Damit Menschen den Film sehen koennen, und damit sind wir bei der Erklaerung, warum Kopierschutz nicht moeglich ist, muss Film entschluesselt werden. Genau an dieser Stelle kann die Piratenindustrie ansetzen und letztlich Raubkopien von Filmen anfertigen.
CSS, das Content Scrambling System von DVD-Video, funktioniert in mehreren Stufen. Zuerst müssen sich in einem Challenge-Response-Verfahren das DVD-Drive und der DVD-Video-Player gegenseitig authentifizieren, daraufhin wird ein gemeinsamer Bus-Key vom Drive und vom Player erzeugt, mit dem die weitere Kommunikation zwischen Drive und Player verschlüsselt wird. Erst nach dieser Authentifizierung kann der Computer die Files von der DVD-ROM lesen.
Dann holt sich der Player einen Disc-Key vom Drive, in dem mehrere Keys enthalten sind. Der Disc-Key ist in der Lead-In Area auf der Disc gespeichert und kann somit normalerweise nicht ausgelesen werden. Der Player nimmt sich dann den zu seinem internen Key passenden Key daraus und entschlüsselt mit diesem Key-Pärchen einen Title-Key, den das Drive fuer jeden Titel auf der Scheibe an den Player schickt. Erst der entschluesselte Title-Key ist dann dazu zu gebrauchen, die verschlüsselten Video-Daten der DVD-Video zu entschlüsseln und darzustellen.
Wie man sieht, ist die Verschluesselung von DVDs schon ziemlich kompliziert - und trotzdem wurde sie gehackt. Je hoeher die digitale Qualitaet wird, desto staerker werden auch die Schutzvorkehrungen gegen unerlaubtes Kopieren. Was uns bevorstehen kann, sieht man in Ansaetzen schon bei Pilotprojekten fuer Digitales Kino. Die Studios sind nur dann bereit, Kinofilme digitalisiert ueber Satellit zu verteilen, wenn die Entschluesselung erst im Projektor durch einen Chip geschieht. Man kann darauf warten, dass diese Technik in unsere Fernsehgeraete Einzug haelt.
Folgendes duerfte klargeworden sein: Es gibt keine Moeglichkeit, zu verhindern, dass Fernsehen und DVD in Masse kopiert werden. Jeder digitale Inhalt wird in mehr oder minder hoher Qualitaet im Internet und auf anderen Datentraegern erscheinen.
Die Industrie hat eine blasse Vorahnung von dem, was passiert. Sie beginnt, darueber nachzudenken, was man tun kann, um der Raubkopierer habhaft zu werden. Eine Moeglichkeit, digitale Inhalte zu kennzeichnen, ist das digitale Wasserzeichen (Watermarking).
Man kann sich das so vorstellen: jede Kopie eines Films, der auf dem Markt kommt, enthaelt ein fuer das menschliche Auge unsichtbares Wasserzeichen. Es gibt mehrere Methoden, ein digitales Dokument mit einem Wasserzeichen zu versehen (z.B. LSB Least Significant Bit).
Für jedes Wasserzeichen muss es eine Methode geben, es in einer Raubkopie wiederzufinden. Kennt der Pirat die Methode, so kann er das Wasserzeichen entfernen. Selbst wenn der Pirat sich diese Muehe nicht macht, muss man ihm immer noch beweisen, dass er Inhalte verbreitet, die Copyrights verletzen.
Es bleibt abzuwarten, ob es der Filmindustrie gelingt, schaerfere Geschuetze aufzufahren als die Drohungen der Musikindustrie gegen MP3 Piraten.