"Legal, Digital, Scheissegal - Das deutsche Fernsehen der Zukunft"


Die Black Box


Der Boxenstreit

Set-Top Boxen in Deutschland sind schwarz und sollen digitales Fernsehen empfangen. Das ist der gemeinsame Nenner, auf den sich die Fernsehmacher in Deutschland einigen konnten. Jeder Sender kocht sein eigenes digitales Sueppchen (Premiere World, Pro7, RTL, ARD, ZDF).

Gegen die Uebermacht von Kirch stellt sich momentan ein Verein namens F.U.N. (Free Universe Network). Hinter den Kulissen dieses Vereins herrscht Inkompetenz und Verwirrung. Als Alternative zur D-Box schlaegt man eine Universalbox mit der Software OpenTV vor. OpenTV wird in Frankreich und England benutzt, ist aber technisch veraltet.

Daneben versuchen einzelne F.U.N. Mitglieder mit Undercover Aktionen (Operation Banane) Einfluss auf den deutschen Digital-TV Markt zu nehmen. Die Idee von Operation Banane ist folgende: Ueber Satellit sollen alle deutschen Free-TV Sender digital ausgestrahlt werden. Dann wird die F.U.N. Universalbox an die Bundesbuerger verteilt und Kirch hat kein Monopol mehr.

Eigentlich ein heheres Unterfangen. Nur moechte die Banane-Betreibergesellschaft dabei kraeftig mitverdienen - die Banane-Macher sind keineswegs so selbstlos, wie sie tun (selbsternannte Medienberater aus dem F.U.N. Vorstand kluengeln mit Geraeteherstellern von Set-Top Boxen und Satellitenbetreibern). Banane ist, wie der Name schon andeutet, politischer Lobbyismus in der Fernsehbranche. Es wird versucht, Geld und politische Unterstuetzung aufzutreiben fuer eine Sache, die genauso stinkt wie Kirchs DF1.

Weder der d-box Standard noch OpenTV oder sonst ein proprietaeres Format werden sich durchsetzen. Digitales Fernsehen wird genau wie das Internet offenen Standards gehorchen. Begruendung: Auch die proprietaeren Oberflaechen von AOL, Microsoft und T-Online haben sich nicht durchgesetzt. Es ist Unsinn, bei einem digitalen Medium (also auch Fernsehen) national oder in Laendergrenzen zu denken.

Conditional Access

Kirch ist wie gesagt der Vorreiter beim Digitalen Fernsehen in Deutschland. Und er versteht eine Menge mehr davon als die Affen von F.U.N. Wenn alle Programme auf allen Geraeten empfangen werden koennen und wenn jede grosse Programmanstalt digital senden kann, gibt es fuer Kirch nur noch ein Mittel, sein Monopol zu verteidigen: die Smart Card.

Kirch verschluesselt seine Kanaele mit einem Verfahren namens Irdeto. Jeder Besitzer einer D-Box muss eine Irdeto-Karte reinschieben, um Digital-TV zu empfangen. Wenn man das Premiere World/ DF1 Abonnement kuendigt, kann man mit der D-Box zwar noch Free-TV sehen. Aber die Chipkarte eines anderen Herstellers funktioniert in der D-Box nicht.

Der Grund ist, dass sich Kirch auch hier nicht an etablierte Standards haelt. Wer in Deutschland Pay-TV anbieten moechte, ist darauf angewiesen, entweder mit Kirch zusammenzuarbeiten, oder eine eigene Set-Top Box zu verkaufen. Es ist aber fraglich, ob Zuschauer, die mit Kirchs Angebot unzufrieden sind, bereit sind, sich eine weitere Set-Top Box auf den Fernseher zu stellen. Auch hier existieren Standards - wenn die Fernsehmacher aufhoeren wuerden, kurzsichtig zu pokern, wuerde dieses Problem nicht existieren. Das Standardinterface fuer Smartcards heisst bei Set-Top Boxen Common Interface.

MHP und Common Interface

Auf der einen Seite versuchen also Fernsehmacher, mit Microsoft Methoden (eigene Standards schaffen), Konkurrenten auszubooten.

Auf der anderen Seite existieren europaeische Standards fuer das digitale Fernsehen: MHP und Common Interface. MHP ist mehr oder weniger JAVA und Common Interface hat ziemlich viel mit PCMCIA zu tun.

Wer glaubt, dass deutsche Fernsehmacher staerker sind als offene Standards, hat noch nie was vom WWW gehoert.

Aber wie gesagt: Kirch ist nicht bloed. Er hat die Box, die alle Standards unterstuetzt, schon laengst entwickelt. Er hat sie sogar auf der IFA 99 am Stand seiner Firma Betaresearch vorgezeigt. Wenn der Markt soweit ist, wird Kirch seine Box verkaufen, solange macht er den anderen das Leben schwer.

Eine interessante Randerscheinung: Kunden des "neuen Premiere World" bekommen nach wie vor die alte D-Box. Werbespruch von Premiere: ab 1. Oktober wird alles anders.